Bruchtest (Kyok Pa)

Da es sich beim Taekwondo um einen Verteidigungskampfsport handelt, ist es grundsätzlich verboten, Gegenstände zu zerstören. Der Bruchtest bildet eine Ausnahme. Er ist eine Disziplin, die es erlaubt, das volle Potential einer Technik zu demonstrieren. Dafür sind die korrekte und punktgenaue Ausführung der Technik, die maximale Geschwindigkeit und Kraftentfaltung und eine große Konzentration vonnöten, da ansonsten ein Verletzungsrisiko besteht.

Der Schweregrad eines Bruchtests wird bestimmt durch das Material (Dicke, Härte, etc.), den Widerstand durch den Bretthalter (2 Bretthalter, 1 Bretthalter, frei gehalten, selbst gehalten, geworfen) und natürlich die Technik (Hand, Fuß, gedreht, gesprungen, mehrere Bretter hintereinander/ gleichzeitig).

Für den Bruchtest werden normalerweise Bretter mit den Kantenmaßen 30×30 cm verwendet. Während für Männer eine Brettstärke von 3 cm üblich ist, gelten für Frauen und Jugendliche 2 cm als Richtmaß, für Kinder 1 cm. In Sonderfällen, besonders auf Vorführungen, kommen auch Ytong-Platten oder Steine zum Einsatz.

Wichtig für den Erfolg eines Bruchtest sind folgenden Punkte:

  • ein ökonomisierter Bewegungsablauf, um keine Energie für unnötige Schlenker in der Technik zu vergeuden.
  • Die Entwicklung maximaler Geschwindigkeit (auch durch o.g. Punkt). Da die physikalische Kraft der Masse multipliziert mit der Beschleunigung entspricht (F= m x a), und die Masse (z.B. die Faust) nicht vergrößert werden kann, ist die einzige Größe, auf die man Einfluss hat um die Kraft zu vergrößern, die Geschwindigkeit.
  • Der ideale Auftreffwinkel (90°). Um eine optimale Übertragung der vorher entwickelten Kraft zu erlangen, muss die Technik genau senkrecht auf die Oberfläche des Bruchtest-Gegenstandes auftreffen.
  • Der Kihap (Kampfschrei), hat dreierlei Bewandtnis: erstens sorgt das plötzliche Ausstoßen der Luft für weniger Widerstand  durch den eigenen Körper beim Ausführen der Technik; zweitens erhöht sich die Konzentration auf die Technik, auf den Moment und auf den Treffpunkt; drittens erhöht sich die Motivation und die Angst vor dem Gegenstand wird überwunden.
  • Der anvisierte Zielpunkt sollte etwa 5-10 cm hinter dem Gegenstand liegen, um zu vermeiden, dass die Technik nur mit einem lauten und schmerzhaften „Klock“ auf der Oberfläche landet. Zu diesem Punkt gehört auch der richtige Abstand zum Gegenstand.
  • Die Ausrichtung des Brettes. Führt man eine horizontale Technik aus (etwa einen Handkantenschlag), so sollte die Maserung des Brettes ebenfalls horizontal (parallel zum Boden) verlaufen. Für eine eher vertikal (senkrecht) ausgerichtete Technik (z.B. ein dwit chagi, naeryo chagi) sollte die Maserung ebenfalls vertikal verlaufen.
  • Der Widerstand durch den Bretthalter (s.o.). Je weniger fest z.B. das Brett gehalten wird, desto mehr Geschwindigkeit der Technik ist nötig, um die Trägheit des Brettes zu nutzen und es zu durchschlagen, bevor es von der Technik in einem Stück mitgerissen wird.

Ein Bruchtest läuft in der Regel folgendermaßen ab:

  1. Der Taekwondoin zeigt seine Bretter dem Prüfer. Dieser prüft die Beschaffenheit des Materials (Risse, etc.) und, wenn es keine Mängel aufweist, gibt er es schließlich das Brett frei.
  2. Der Taekwondoin übergibt die Bretter seinen Bretthaltern. Er hat dafür zu sorgen, dass diese korrekt stehen und das Brett richtig halten.
  3. Der Taekwondoin kündigt die Technik an, die er gleich vollführen wird.
  4. Der Taekwondoin verbeugt sich vor dem Prüfer um um Erlaubnis zu bitten, ausnahmsweise einen Gegenstand zerstören zu dürfen (s.o.) und vor den Bretthaltern, um sich für die Hilfe zu bedanken und den Respekt gegenüber den Partnern zu bezeugen.
  5. Nun hat der Taekwondoin die Möglichkeit, bis zu zwei Mal die Technik anzutesten, um letzte Fehler zu korrigieren (besser wäre es jedoch, dies nicht tun zu müssen).
  6. Der Taekwondoin macht einen Kihap (Kampfschrei) als Ankündigung für die Bretthalter, damit diese sich auf das Auftreffen der Technik vorbereiten können und für den Prüfer, damit dieser seine volle Aufmerksamkeit auf den Taekwondoin richtet.
  7. Der Taekwondoin führt die Technik mit lautem Kihap aus.
  8. Der Taekwondoin verbeugt sich abermals vor den Bretthaltern und vor dem Prüfer um sich abermals zu bedanken, dass Ende der Übung anzuzeigen und sich (zumindest symbolisch) zu verabschieden.
Autor: Fabian Thomann

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