Natürlich ist Taekwondo eine Kampfkunst, die der Selbstverteidigung dient. Die meisten Techniken sind jedoch für die heutigen Anforderungen der Schlägereien auf der Straße nicht mehr ganz geeignet, da sie (zumindest von der Ausführung im Training her), zu steif und kantig sind, um schnell und effektiv ausgeführt zu werden. Wenn überhaupt ist es erst ab einem sehr hohen Trainingsgrad möglich, diese Techniken im Ernstfall anzuwenden.
Aus diesem Grund gibt es die Disziplin >Selbstverteidigung< als eigenständigen Bereich, der als solcher auch ebenso intensiv trainiert werden sollte, wie alle anderen Bereiche.
In diesem Bereich kommen nicht mehr die üblichen starren Bewegungen zum Einsatz. Vielmehr wurden Techniken aus anderen Kampfsportarten wie dem Jiu Jutsu und Aikido übernommen, die durch eher runde und fließende Bewegungen charakterisiert sind, die das Ziel haben, sich die Kraft des Gegners zunutze zu machen, anstatt sich mit aller Härte gegen sie zu stellen.
Die Grundlage einer guten Selbstverteidigung bildet die Fallschule. Durch bestimmte Techniken lernt der Taekwondoin zu fallen, ohne sich zu verletzen. Dafür wird im Moment des Aufpralls mit einem Arm abgeschlagen, um mit der Energie des Aufschlagens dem Sturz entgegenzuwirken (ähnlich wie ein Raketentriebwerk, das kurz vor der Landung gezündet wird, um sanfter aufzusetzen). Diese Fallübungen proben den Fall nach hinten, nach vorne und zur Seite. Neben dem Abschlagen gibt es die Möglichkeit, die Sturzenergie in eine Abrollbewegung weiterzuleiten. Bei richtiger Beherrschung ermöglicht es diese Technik, schneller wieder auf den Beinen zu stehen und für die Verteidigung bereit zu sein.
Da zu einem Angriff auch immer ein Angreifer gehört, sollte die Selbstverteidigung hauptsächlich in direkten, kampfbezogenen Partnerübungen trainiert werden.
Bevor der Taekwondoin konkrete Verteidigungstechniken erlernt, werden seine Fertigkeiten im Ausweichen geschult. Hierfür sind eine hohe Aufmerksamkeit und schnelle eine Reaktion wichtig.
Als erste Technik werden dann Angriffe aus der Nahdistanz trainiert, z.B. fassen der Handgelenke, weiter geht es mit Würgen und Umklammern. Danach kommen Angriffe aus der Schlagdistanz (gerader Fauststoß und Schwinger) und Bodensituationen und schließlich die Verteidigung gegen Stock- und Messerangriffe.
Der Grundsatz bei der Selbstverteidigung ist es, zuerst alles Mögliche zu unternehmen, um eine Auseinandersetzung zu vermeiden. Daher sollte das Training nicht nur Techniken zu Abwehr von Angriffen sondern auch aus dem Erlernen von Strategien und Verhaltensweisen zur Deeskalation von Situationen beinhalten.