Bei einer Poomsae folgt der Sportler einem genau festgelegten Bewegungsablauf. Sie simuliert den Kampf gegen einen imaginären Gegner, in dem die Techniken so sauber und kraftvoll ausgeführt werden sollen, als würde ein wirklicher Kampf stattfinden.
Das Üben und Praktizieren der Poomsae stellt eine Methode zum Erlernen der Techniken und ihrer Kombinationsmöglichkeiten dar und hat gleichzeitig die Funktion, bisher erlerntes zu demonstrieren.
Komplexität und Anspruch steigern sich mit jeder Form. Es gibt acht Taeguk-Formen; mit der achten beweist der Schüler einen Teil seiner Eignung zum Tragen des 1. Dan. Sie alle haben eine symbolische Bedeutung. Gleiches gilt für die neun Meisterformen, deren Bedeutung sich nicht nur vom Symbol, sondern auch vom Namen der Form ableiten lässt.
Das Symbol jeder Form stellt gleichzeitig das Bewegungsdiagramm dar, entlang dessen die Schritte der Form geführt werden. Bei den acht Taeguks bedeutet dabei ein langer, durchgezogener Strich zwei Schritte in beide Richtung (jeweils nach links und nach rechts), während der unterbrochene Strich für einen Schritt/eine Stellung in beide Richtungen steht. Bei den neun Meisterformen wird durch das Diagramm nur die Bewegungsrichtung angegeben und kein Bezug mehr auf die Schrittzahl genommen.
Der Begriff „Poomsae“ bedeutet Bewegungsform. „Tae“ bedeutet hier „Größe“, „Guk“ steht für „Ewigkeit“. So, wie die Ewigkeit keinen Anfang und kein Ende hat, enden die Formen, wo sie begonnen haben und der Kreislauf schließt sich.
Die Schüler-Formen
Form |
Symbol |
Beschreibung |
Taeguk il-jang | Himmel / Licht – Symbol für Schöpfung und Anfang, Techniken und Bewegungsablauf sind für Anfänger leicht zu erlernen. | |
Taeguk ie-jang | Fröhlichkeit – entspricht einem inneren gefestigten Zustand und einer entsprechend ausgeglichenen Erscheinung. Der Bewegungsablauf ist entsprechend ruhig und kraftvoll. | |
Taeguk sam-jang | Feuer – symbolisch für Wärme und Licht, Hoffnung und Zuversicht. Der Bewegungsablauf soll dynamisch sein wie züngelnde, tanzende Flammen. | |
Taeguk sa-jang | Donner – steht für das Mächtige, aber auch für das Angsteinflößende, dem man mutig und entschlossen entgegen tritt. Der Bewegungsablauf soll kraftvoll und zielstrebig sein. | |
Taeguk oh-jang | Wind – symbolisch für die Kräfte des Windes: Sturm zerstört; sanfter Wind verteilt den Samen. Der Bewegungsablauf ist teils ruhig/gleichmäßig, teils kraftvoll/stürmisch. | |
Taeguk yuk-jang | Wasser – ineinander fließende Bewegungen (wie fließendes Wasser) | |
Taeguk chil-jang | Berg – standfest sein wie ein Berg, nicht überhastet handeln, zur rechten Zeit bewegen und anhalten. Der Bewegungsablauf enthält einen bewegten/dynamischen ersten und einen standfesten/kraftvollen zweiten Teil. | |
Taeguk pal-jang | Erde – Symbol für „Mutter des Lebens“ (Leben schaffend, erhaltend, entwickelnd). Grundlegende Techniken werden aufgefrischt und perfektioniert. Es ist die letzte Bewährungsprobe auf dem Weg zum Meistergrad. |
Die Meister-Formen
Form |
Symbol |
Beschreibung |
Koryo (Korea) |
Die Koryo-Dynastie (10 – 14 Jhdt. n. Chr.) bildet den Ursprung des Namens „Korea“. Das Bewegungsdiagramm entspricht dem Schriftzeichen für „der Gelehrte“.. | |
Kumgang (Diamant) |
Direkte Bedeutung: zu fest, um zerbrochen zu werden; außerdem Bezeichnung für einen koreanischen Berg, den Kumgang-San. Die Bewegungen erfolgen entlang der Linien des Schriftzeichens für „der Berg“ und sollen mächtig und ruhig wie ein Berg erscheinen. | |
Taebaek (heiliger Berg) |
Nach der Entstehungslegende wurde Korea vor 4100 Jahren auf dem Berg Baeku gegründet wurde, der als der größte und erhabenste Berg Koreas früher „Taebaek“ hieß. | |
Pyongwon (Ebene) |
Das Diagramm verläuft auf einer Linie, die eine große, offene, sich endlos erstreckende Ebene darstellt. | |
Sipjin (zehn/Dezimalsystem) |
Symbol für grenzenloses Wachstum (entsprechend unserem Dezimalsystem, in welchem sich in jeder Zehnerpotenz die Zehn wiederfindet). Der Bewegungsablauf ist abwechslungsreich, aber geordnet, so wie das Wachstum einer systematischen und geregelten Ordnung folgt. Das Diagramm entspricht dem Schriftzeichen für „10“. | |
Jitae (Erde) |
Die Vereinigung der Eigenschaften der Erde (Leben hervorbringen und zurücknehmen, von diesem Leben verändert werden) kommen in den Bewegungen dieser Poomse zum Ausdruck. | |
Chonkwon (Himmel) |
Himmel als Herrscher über das Universum. Voller Erhabenheit und Lebendigkei wie ein Adler, der sich in den Himmel aufschwingt, werden die Bewegungen in „Chonkwon“ ausgeführt. | |
Hansu (Wasser) |
Entsprechend den Eigenschaften des Wassers – ruhig und doch unbändig, fließend und anpassungsfähig – ist auch die Bewegungsausführung bei dieser Poomse. | |
Ilyo (Geist und Einheit) |
Bezieht sich auf den Zustand „Ilyo“, in dem Geist und Körper zu einer Einheit verschmelzen. Diesen Zustand zu suchen ist das höchste Ziel des Taekwondoin. Er bedeutet einen Grad an Selbstdisziplin, der es erlaubt, durch das Ausführen jeder Bewegung mit höchster Konzentration sich von allen weltlichen Gedanken zu lösen. |